Lange nachdem Evita in Mailand unter einem fiktiven Namen einbalsamiert und heimlich begraben wurde, wurde die ehemalige First Lady Argentiniens nach dem Bühnenmusical von Andrew Lloyd Webber erneut zu Ruhm katapultiert. Einige Jahre später lieferte Alan Parkers gleichnamige Verfilmung die nötigen Zutaten, um eine historische Figur in eine Hollywood-Fantasie mythischen Ausmaßes zu verwandeln. Aber die Komplexität ihrer Lebensumstände, ihr Streben nach Ruhm und ihr tragisches Ende verdienen einen realistischeren Ansatz und genau das ist Eduardo Montes-Bradley mit seinem herausragenden Porträt der legendären Frau gelungen. "Evita", der Dokumentarfilm, enthüllt die echte und zweideutige Natur der jungen Schauspielerin, die mit eiserner Faust das Leben von Millionen beherrschte. Mehr als dreitausend Fotografien, Hunderte Stunden Archivmaterial und Aufzeichnungen, die vor einem halben Jahrhundert von der peronistischen Propagandamaschinerie produziert wurden, wurden ausgegraben und akribisch recherchiert, um diesen dynamischen, überlebensgroßen Protagonisten wieder zum Leben zu erwecken. "Evita", vermeidet weder Konflikte noch mildert die scharfen Kanten eines fragwürdigen Lebens die ungeheuchelte Figur in ihre wahre Dimension zurück.